Auf der Alm, im See und am Teich.

Die Woche nach Pfingsten habe ich mir frei genommen, was bei Natur und Landwirtschaft große Freude ausgelöst hat. Meine Urlaube beinhalten nämlich eine 100%ige Regengarantie, eine Tatsache, die Freunde und Familie auch gerne launig kommentieren. “Du kommst auf Urlaub ins Waldviertel? Ohje, da wird ja dann das Wetter schlecht. Du fährst nach Italien? Regensachen mitnehmen! Ha ha ha!” Was bisher vielleicht ein Manko war, hat sich mittlerweile zu einem Vorteil gewandelt, denn seit dem Spätwinter war es bis auf kurze Schauer ohnehin viel zu trocken. Vielleicht sollte ich ein Geschäftsmodell daraus machen? Braucht jemand Niederschlag? Anfragen gerne direkt an mich.

Der Dienstag beginnt noch sehr heiß und ich nehme auf meine Runde um den Herrensee die Badesachen mit. Es fängt zwar auf halber Strecke zu Donnern an, aber das Gewitter verzieht sich vorerst wieder und es fallen nur ein paar Tropfen. Wieder im Strandbad angelangt, kommt nocheinmal kurz die Sonne raus, das Wasser ist warm und ich habe den See für mich allein.

Im Strandbad hat sich seit Jahrzehnten nichts verändert, außer dass es lt. den Litschauern immer ruhiger wird. Das Restaurant, sehr retro mit dem Charme der 70er-Jahre, schlummert seit Jahren vor sich hin. Das Becken ist noch abgesperrt, da der Bademeister erst im Sommer kommt, doch schwimmen ist auf eigene Gefahr erlaubt.

Am ortsseitigen Ufer wurde die alte Hafenbar samt Bootsverleih abgerissen und neu errichtet. Der Holzbau ist sehr hübsch geworden, die Terrassengestaltung hält da allerdings nicht mit. Die alten und die neuen Tische, Sessel und Bänke passen nicht zusammen und stehen außerdem etwas dicht gedrängt. Die neu gepflanzten Bäume sind noch zu klein um Schatten zu spenden und alles wirkt etwas kahl und unfertig. Der Bootsverleih ist noch nicht in Betrieb, denn der Steg fehlt noch. Vielleicht wächst sich das ja über den Sommer noch zu einer Mole West des Nordens zusammen.

Auch der Ort döst unter der Woche vor sich hin, das einzige das sich bewegt, ist das Wasser im Springbrunnen. Die Pfingsturlauber sind wieder abgefahren, die Sommerfrischler noch nicht da und die meisten Ortsansässigen pendeln aus zum Arbeiten oder in die Schule.

Zum Abendessen koche ich mir eines meiner liebsten Pastagerichte: Orecchiette mit Erbsen, Minze und Prosciutto. Bei Tom in Wien gibt es Spinat mit Ei.

Der angekündigte starke Sturm bleibt zum Glück aus, dafür regnet es die ganze Nacht. Gut!
Am nächsten Tag ist es deutlich kühler als zuletzt, daher nutze ich den Vormittag und fahre Rexgläser besorgen. Leider gibt es in Litschau und Heidenreichstein die beiden Eisenwarenhaushaltsgeschäfte nicht mehr, beim Lagerhaus ist das meiste schon ausverkauft und daher probiere ich es erst in Tschechien – komplette Fehlanzeige, dafür weiß ich jetzt wo die Heidelbeerpflückerinnen ihre riesen großen Gläser her haben – und dann beim Talkner, dem Baustoff- und Gartenbedarfsgeschäft in Heidenreichstein. Dort werde ich fündig – die haben Gläser und Flaschen in allen Größen und Formen!

Im Garten verstreue ich Biodünger unter allen Rosen und Blütensträuchern, jäte noch etwas Unkraut bis ich am späteren Nachmittag die Mama vom Bus abhole. Wir machen eine kurze Gartenführung und ich zeige ihre die neue Hafenbar, bevor wir uns mit T + W zum Abendessen im Gasthaus Kaufmann treffen.

Vom Busbahnhof hat man einen schönen Blick auf das Schloss

Am nächsten Morgen läutet der Wecker schon sehr zeitig, denn für 7:00 Uhr hat sich der Heizungstechniker für die Inbetriebnahme der neuen Therme angesagt. Gut dass ich mir den Wecker gestellt habe, denn um 7:01 ist er schon da. Zwei Stunden und ein paar Flüche später ist er fertig, worauf ich nach einem kurzen Frühstück den Vormittag für eine Golfrunde nutze. Am ersten Loch klingelt mein Handy: der Gärtner kündigt sich zum Heckenschneiden an. Die Ligusterhecke ist jetzt wieder pipifein gestutzt, danach besprechen wir noch die nächsten Gartenprojekte, bevor ich mich zum zweiten Mal zum Golfplatz aufmache. Ich spiele die Runde meines Lebens und niemand sieht es! 

Zum Abendessen gibt’s Eiernockerln und Salat aus dem Garten. Der Mond scheint von etwas durchbohrt zu sein.

Sehr empfehlen möchte ich, heroben zum Friseur zu gehen. Man erfährt neues aus dem Ort, welche Veranstaltungen anstehen und jeder plaudert mit jedem. Leider muss ich M. am Schluss meistens enttäuschen und auch dieses Mal verweigere ich sowohl Lockenstab als auch sonstige Frisurverschönerungsaktionen die über normales Trockenföhnen hinausgehen, denn ich muss noch Rasenmähen und Gießen und und und. Da wäre es schade um die Mühe. Nachdem ich im Garten fertig bin, drehe ich noch eine kleine Runde mit dem Rad, bevor es am Abend auf die Alm geht!

Die Alm ist ein kleines Feriendorf in Loimanns, wo wir uns mit Mama, H und H aus dem Wald treffen. In nicht ganz authentischem aber doch urigem Almhüttenambiente mit dazupassender Alpenmusik, bekommt man gute Waldviertler Küche mit Karpfen, Mohnnudeln, Schnitzel, gebackenen Hühnerflügerln und auch einigen kleinen Gerichten. Im Sommer wird gegrillt.

In der Nacht regnet es, da ist es in der Früh gleich wieder frischer als am Vortag. Wir machen uns auf an die Teiche und da niemand im Strandbad ist, probiere ich es einmal dort, denn die Zander mögen die sandigen Böden. Dann auf einmal ein Ruck an der Schnur! Ich habe meinen ersten Hecht gefangen.

Wieder zu Hause befüllen wir die ersten Flaschen mit selbst angesetztem Holunderblütenessig. Wunderbarer Geschmack bei überschaubarem Aufwand. Tom hat sogar eigene Etiketten dafür entworfen! Wer es auch probieren mag, das Rezept ist von Katharina Seiser: http://www.esskultur.at/index.php/2015/06/16/the-one-and-only-holleressig/.

Sonntag früh wittere ich meine Chance, aber es gewinnt schon wieder der Tom. 

Zurück im Garten muss ich ein Reh verjagen, das sich auf den Weg zu den Rosen machen wollte. Wehe, wenn nächste Woche alle Blütenknospen abgefressen sind!

In Reingers ist Kirtag und der Mann mit seinem wunderbaren Seifenstand ist auch dort. Dazu spielt die Blaskapelle, die Leute sitzen im Schatten der alten Eiche und im Dorfteich blühen die Seerosen.

Am Abend ist Ländermatch Irland:Österreich, welches wir tunlichst gewinnen sollten, und am Donnerstag machen wir einen Ausflug!

 

Autor: freia

Geboren in Wien. Aufgewachsen in Wien und Münchendorf. Lebe in Wien und im Waldviertel.

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