Hitzeende, Tennis und eine absurde Veranstaltung

Bei der Heimfahrt am Sonntag machen wir einen Abstecher nach Groß Siegharts wo eine Ballon-WM stattfindet. Wir finden jede Menge Schilder zum Wettbewerb, zu den Parkplätzen und zur Ausfahrt Richtung Horn und Wien, jedoch keine Ballone. Schade!
Wien ist weiter unter einer Glocke aus Hitze und abgestandener Luft gefangen. Ein Tag ist heiß wie der andere und auch die Nächte sind weiter viel zu warm. In der Stadt sind jede Menge Touristen unterwegs.
In der neuen Begegnungszone Lange Gasse haben sie leider nur ein sehr kleines Fleckerl Grün geschaffen – das wird auch nicht helfen, das Klima in der Stadt zu kühlen.  

Auf der Büroterrasse sprießen zaghaft ein paar Gräser zwischen den Steinplatten hervor und trotzen Hitze und Trockenheit.
Heroben dann hat es deutlich abgekühlt und etwas geregnet. Aber statt frischer Luft weht Dieselgestank durch Litschau. Im zehn Kilometer entfernten Reingers findet das jährliche Traktorrennen statt und -zig alte, aufgemotzte Rennmaschinen blasen ungefiltert ihre Abgase in die Luft. Eine anachronistische Veranstaltung in der heutigen Zeit. Wir schließen Fenster und Türen und kochen ein Schweinsgulasch.

Im Garten blühen die Fetthennen und in der Ferne leuchtet ein abgeerntetes Buchweizenfeld in kräftigem Rot.

Aus der Rubrik: “Was wurde eigentlich aus …?” Heute: Jimmy Connors und Chris Evert.
Sie haben scheint’s ihre Schläger aus dem Schrank geholt und ihre Tenniskarriere am Platz 2 der Gemeinde Litschau wieder aufgenommen! Die ausgeblichene Rangliste im zersprungenen Schaukasten hat schon bessere Zeiten gesehen, aber der Platz ist ganz in Ordnung und vielleicht ist das der Beginn eines großen Tennis-Revivals? Nur meine alten Schuhe erleben das leider nicht mehr mit – sie haben eindeutig das zeitliche gesegnet.

Normalerweise machen wir an diesem Wochenende einen großen Bogen um Reingers, aber Tom möchte nachsehen, ob eh noch kein Traktor in den Teichen gelandet ist. Dort ist es unglaublich laut, über dem Gelände kreist ein Hubschrauber und eine graue Abgaswolke hängt über dem Ort. Sogar den Enten am Teich ist das Spektakel nicht geheuer, denn sie drehen gleich wieder um. Im Wald hängen Dieselschwaden.

 

 

Am Abend sind wir bei T + W eingeladen und wie jedes Jahr im Sommer legt W große Riesengarnelen auf den Grill. So köstlich!

In der Nacht hat es weitergeregnet, aber in der Früh kommt schon wieder die Sonne raus. Wir spielen eine weitere Tennispartie. Beim Frühstück bemerken wir Bewegung im Garten und diesmal haben wir Besuch von gleich vier Rehen! Langöhrchen und ihre beiden Jungen spazieren zu ihrem Lieblingsplatz hinten beim Kompost und naschen den Giersch (?) bei den Hecken, während eines draußen auf dem Feld unauffällig Schmiere steht.

Bald fahren wir nach Wien, denn nach der Abkühlung heißt es Wohnung durchlüften! Am Mittwoch fliege ich nach Hamburg und hoffentlich kommen bis zum nächsten Wochenende meine neuen Tennisschuhe.

Terrassenparty, Fliegenfischen und hoch hinauf in Linz

Kurz überlegen wir erst Montag in der Früh nach Wien zu fahren, aber dann fallen uns unsere Termine ein und wir fahren doch zur üblichen Zeit. In der Nußdorferstraße steht das Tor zum Schuberthaus offen. Da bleiben wir stehen und werfen einen Blick in den hübschen Innenhof.

Die zwei Arbeitstage vor dem Feiertag vergehen wie im Flug, nur wenn man in der Mittagspause auf die Straße geht, verschmurgelt man fast am Asphalt. Einige der neuen Wohnbauten im Nordbahnviertel sind recht ansprechend. Die Rosen im Volksgarten blühen noch immer und auf beiden Seiten des Theseustempels haben sich Musiker positioniert. Überraschenderweise hört man auf der einen Seite nichts von der Musik, die auf der anderen Seite gespielt wird! 
Hitzebedingt ist uns am Abend nach Fisch und Salat.

Am Dienstagabend sind wir beim Jüngeren zur Wohnungseinweihungsparty geladen. Es gibt vegetarische Häppchen, eine Quiche und L mixt eine köstliche Erdbeer-Gurken-Lillet-Bowle. Dazu vom Balkon ein Blick auf das Abendrot und später die Sterne. Ein superschöner Abend.

Am Feiertag fahren wir an die Pielach, eines der schönsten Fliegenfischgewässer Österreichs. Während Tom mit seinem Onkel an einer verwachsenen Stelle auf Forellenfang geht, zeigt mir E, Toms Vorstandskollege bei der ÖFG1880 und dortiger Bewirtschafter zwei Stunden lang an einem anderen, sehr offenen Abschnitt die besten Stellen. Und tatsächlich – ich fange drei Forellen! Nach dem Mittagessen haben sich die Forellen scheints in den Schatten und an kühlere Stellen zurückgezogen und interessieren sich nicht mehr für unsere Fliegen und Streamer. Auch den Fischen macht die lange Hitzeperiode und die Trockenheit zu schaffen und so lassen wir sie in Ruhe und fahren nach Hause. Bei einem Selbstpflückfeld bleiben wir stehen und nehmen uns ein paar Gladiolen für die Vase mit.

Wilde Minze?

Wieder in der Arbeit geht es gleich nach Linz – vorbei an einer beige-braunen, ausgetrockneten Landschaft. Nach der Besprechung ist noch Zeit für einen Besuch des Höhenrausches, einem eindrucksvollen Kunstobjekt mit tollem Blick über die Stadt.

Heroben treffen wir unsere Fischerfreunde im Gasthaus Uitz in Reingers und nach dem Essen hängen die Männer gleich ein paar Reusen aus, für das Essen bei uns am nächsten Abend. Der Jüngere ist auch heroben.
Während F und Tom am nächsten Tag die Krebse kochen und schälen, fahren der Jüngere und ich mit den Rädern an den See eine Runde schwimmen. Während die einen am Strand liegen, geht oben im Herrenseetheater das Festival “Hin und Weg” ins zweite Wochenende. Dann hängen wir eine Lichterkette über die Terrasse, Tom kocht einen Sud aus den Karkassen und gemeinsam genießen wir die Krebse auf Pasta und danach Steaks mit einem Ochsenherz-Paradeisersalat aus Onkels Garten.

Die Zwetschken sind fast reif
Jede Menge Weintrauben können wir heuer ernten.

 


Sonntagfrüh durchschwimmen wir nocheinmal den See – wer weiß, ob es heuer noch ein Badewochenende gibt. Vater und Sohn auch beim Baden gleich gewandet.

Die Woche über soll es weiter heiß bleiben und nächstes Wochenende heißt es Reingers weiträumig meiden, denn es ist Traktorrennen. Ich hoffe, sie fackeln mit dem heuer erstmals geplanten Feuerwerk bei der Trockenheit nicht den Wald ab …

 

Schloss Maissau, Holler und Sommer encore

Zum Urlaubsende wird es dann noch richtig heiß. Bei höchstsommerlichen Temperaturen verlassen wir das Waldviertel und fahren über den Maissauerberg nach Wien. Ich überwinde mein Trauma, hebe das Embargo auf und kaufe mir ein Eis. Vor einigen Jahren habe ich mir beim Stolpern auf den unebenen Platten vor der Konditorei in Maissau die Hand gebrochen und seitdem sind wir dort nie wieder stehen geblieben. Die Weintrauben sind fast reif. Das Schloss kann man leider nicht besichtigen, aber das, was man sieht, wirkt sehr eindrucksvoll.

Wieder in Wien ist die Wohnung anfangs nach drei unbewohnten Wochen mit geschlossenen Fenstern noch relativ erträglich. Dank des Gießeinsatzes des Jüngeren haben alle Zimmer- und Balkonpflanzen die Abwesenheit gut überstanden.
Aber dann steigen die Temperaturen und auch in der Nacht kühlt es nicht ab. Eine Tropennacht folgt auf die andere. Da daheimbleiben keine angenehme Option ist, schauen wir am 8.8. im 8. um 8 Uhr am Abend auf den Platz vor der Piaristenkirche, denn dort findet ein Klavierkonzert statt. An einen Platz in einem der Lokale ist nicht zu denken und wir wollen schon wieder gehen, da winken uns Freunde an ihren Tisch. Ein Glück! Bei Pizza, Gamberoni und netter Gesellschaft genießen wir die Aufführung. Richtiges Urlaubsfeeling auf der Piazza!

Die Stadt glüht. Am Donaukanal und dort wo Bäume sind, ist es halbwegs erträglich. An unserem neuen Bürostandort im Zweiten kommt einmal in der Woche ein Foodtruck vorbei und den testen wir natürlich sofort. Eine lange Schlange bildet sich, es geht aber rasch voran und wir probieren Wraps vegetarisch oder mit Pulled Pork.

Nur die Orchidee im Wohnzimmer scheint die hohen Temperaturen zu lieben, denn sie blüht wie nie zuvor. Handtellergroße Blüten! Ich jedoch zähle die Tage bis zum Wochenende … und wieder heroben erwarten uns 17 °C und leichter Regen. Himmlisch! Der Holler ist reif und ich möchte gerne r Marmelade einkochen. Zum Abendessen braten wir ein Steak und essen es zu Gnocchi mit Gemüse.

Am nächsten Morgen scheint schon wieder die Sonne. Es ist angenehm warm. Im Ort wandern Besucher des neuen Theaterfestivals “Hin und Weg” durch den Ort  – leicht an ihren Bändchen zu erkennen. Auch den einen oder anderen Schauspieler sieht man sowie emsig herumwieselnde freiwillige Helfer. Wir lassen das erste Festivaljahr jedoch an uns vorüberziehen und ich widme mich lieber der Marmeladenproduktion. Das Rebeln der Hollunderbeeren ist etwas mühsam, aber mit ein paar Brombeeren und Äpfeln dazu ist sie auch schon fertig.
Später schauen wir an die Teiche in Reingers, wo der Wind Wellen über die Wasseroberfläche treibt. Ein paar mal werfe ich die Angel aus, dann mache ich mich auf zu einer kleinen Teichrunde und komme am Hanfmuseum gleich neben dem kleinen Freizeitzentrum mit Standbad vorbei. Im Hanfdorf Reingers wächst der Hanf scheinbar jedoch nur noch in Trögen und nicht auf den Feldern …

Am Abend sind wir mit Mama, H und der Familie M im Rottal verabredet, um von dort über die Grenze zum Waldhotel Peršlák zu spazieren. Das Reservierungskärtchen ist liebevoll beschriftet und das Essen dieses Mal wieder besonders gut. Durch eine mondlose Nacht wandern wir zurück zum Auto und fragen uns, wie das jetzt mit den Wölfen so ist im Waldviertel, ob es besser ist wir verhalten uns leise oder laut und ob der Hund, der ein Haus neben dem Weg am Hinweg laut bellend bewacht hat, hoffentlich mittlerweile eingesperrt ist. Aber alles geht gut und bevor sich jeder auf den Heimweg macht, werfen wir noch einen Blick zum Sternenhimmel, denn es ist ein Perseidenschauer angekündigt.



Nachdem die Holländer abgereist sind, haben wir morgens das Becken im Strandbad wieder für uns allein. Wir schwimmen ein paar Längen, während die ersten Sommertheaterbesucher am Festivalgelände eintrudeln.

Während die Flieger der an diesem Wochenende gleichzeitig stattfindenden Modellflugtage am Himmel lauter oder leiser ihre Runden ziehen, packen wir unsere Angelsachen zusammen. Am Feiertag möchten wir an die Pielach zum Fliegenfischen fahren und hoffentlich fange ich eine Forelle! Der Jüngere lädt zur Housewarmingparty und dann muss ich die Woche noch geschäftlich nach Linz. 
Nächstes Wochenende kommen Fischerfreunde rauf – hoffentlich bleibt das Wetter schön! 

Bergwerk, Schloss und Urlaubsfreuden

Eigentlich bin ich ja gegen eine generelle Sonntagsöffnung. Andererseits finde ich es natürlich angenehm, dass auch hier heroben die Konditorei im Ort am Sonntag frisches Gebäck verkauft. Und im Urlaub ist es auch praktisch, dass die Supermärkte in Tschechien offen haben und wir so spontan unsere Biervorräte auffüllen können. Wir machen uns auf den Weg nach Jindřichův Hradec und gleich nach Nová Bystřice ist eine Umleitung. Der kurze Ärger ist aber sofort verflogen, denn die Strecke führt über eine malerische Anhöhe, die mit den geschwungenen Alleen und den Weiden mit Kühen an eine englische Landschaft erinnert. Im Berg wurde einst wenig erfolgreich nach Zinn, Kupfer und Silber gegraben und Orte wie Hurky oder Senotin geben noch einen Eindruck, wie es wohl auch in den kleineren Dörfern des Waldviertels früher ausgesehen hat. Die Industrieruinen gibt es da wie dort – doch viele Höfe sind liebevoll hergerichtet und neben der renovierungsbedürftigen Kirche in Hurky steht eine hübsche Pension. Die bairisch-österreichische ui-Mundart hat dort ihre Heimat. Was es mit den Häferln an den Zäunen auf sich hat, muss ich allerdings noch herausfinden. Am Rückweg finden wir dann auch noch ein Mohnfeld “drüber der Grenze”.

Am Abend sind wir bei C + K eingeladen. Köstliches  Essen und ein schöner Abend wie immer. Und während wir noch eine Woche hier im Norden die Stellung halten, zieht es unsere Freunde im Urlaub ganz weit in den Süden.

Am Montag  schauen wir uns kurz den Markt in Litschau an: es gibt die üblichen indischen Fetzenstandln sowie den Mann mit den Körben und Besen. Und fahren weiter nach Waidhofen, denn ich brauche etwas aus dem Sportgeschäft. Früher gab es im näheren Heidenreichstein den Sport Erhart, aber das Geschäft hat schon lange geschlossen, was man kaum versteht, wenn man die vielen Radler und Nordic Walker sieht, die hier unterwegs sind. Sogar die ersten Tennisclubs formieren sich wieder und die Mitglieder versuchen, die in die Jahre gekommenen und mit Gras bewachsenen Plätze wieder in Schuss zu bringen.
Im hintersten Eck von Waidhofen ist in einem unscheinbaren Gebäude ein Bauernladen untergebracht. Ein Besuch lohnt sich aber, denn es gibt ein gutes Angebot an Produkten aus allerlei ausgefallenem Getreide, gutes Gebäck, Räucherfisch, Schafs- und Ziegenkäse und ein köstlich sämiges Bio-Heidelbeer-Joghurt.

Langöhrchen ist diesmal ohne Junges gekommen.

Markt in Litschau

Am Rückweg fahren wir durch Vestenötting, denn ich möchte rauf zur Kirche spazieren. Über schmale Stufen geht es vorbei an in den Hang gebaute Häuschen, die zum Teil bewohnt und zum Teil verlassen sind. Die Kirche ist verfallen, aber von dort oben hat man einen schönen Blick auf das sich scheints in einem ähnlichen Zustand befindliche Schloss und auf die Thaya.

Im Buch “111 Orte im Waldviertel die man gesehen haben muss” ist unter anderem das Schloss Peigarten erwähnt, in dem die Schriftstellerin Vicky Baum als Kind ihre Sommer verbracht hat. Da der Ort praktisch am Weg liegt, machen wir dorthin einen Abstecher und treffen dabei auch auf eine fünfköpfige Storchentruppe. 
Zum Abendessen macht uns Tom eine Frittata mit den Kräutern aus dem Beet und dem Schafskäse aus dem Bauernladen.

Am darauffolgenden Morgen packen wir die Kühltasche mit belegten Broten, hartgekochten Eiern, Paradeisern und Getränken und fahren mit den Angeln an den Mühlteich. Im Strandbad planschen die Kinder und auch wir suchen bald Abkühlung im Wasser.

Mit den steigenden Temperaturen verlegen wir unsere Aktivitäten in den frühen Vormittag und den späten Nachmittag. Noch vor dem Frühstück spielen wir ein paar Löcher Golf, über Mittag halten wir Siesta und später, wenn nicht gerade wieder ein Gewitter im Anflug ist, schwimmen wir im Teich. Einmal mieten wir ein Board und probieren uns im derzeit angesagten Stand-Up-Paddeling. Lustig! 
Die Bockerln der Douglasien schwitzen wie wir und die Bienen stürmen den Steintrog am Golfplatz. Wir stellen daher auch überall im Garten Wassertränken auf. 

Die Äpfel im Garten, der (!) Paradeiser und ein paar Kirschtomaten sind auch schon fast reif.

Nur im Wald und am Wasser sind die Temperaturen erträglich. Die Teiche leiden allerdings unter der Trockenheit und schwammerltechnisch tut sich gerade gar nichts.

Den letzten Urlaubstag verbringe ich teils lesend in der Hängematte, teils mit Wäschewaschen und im-Haus-Herumpusseln, bevor es am nächsten Tag wieder nach Wien geht. Wir durchschwimmen noch einmal den schon recht warmen Herrensee und am Abend sind wir bei G + E zum Grillen eingeladen. Die Koteletts und Spareribs sind diesmal besonders gut! Es ist ein lauer Abend und später hören wir leise die Musik vom Stadtfest heraufwehen. Wir spielen diesmal nur drei Bummerln und G und ich können unseren Rückstand um einen Punkt verbessern.

Und dann ist der Urlaub auch schon wieder zu Ende. Wir frühstücken noch einmal auf der Terrasse, gießen ausgiebig die Beete und Töpfe, füllen die Vogel- und Insektentränken auf und ich muss schauen, was das für ein scharrendes Geräusch heute Nacht im Garten war. Hat sich Langöhrchen doch wieder dem Haus genähert und die Rosen im Kräuterbeet angeknabbert? Oder zieht jetzt endlich ein Igel bei uns ein? Ich hoffe, dass es in der Wohnung in Wien nicht allzu heiß ist, am Montag ist gleich Radtreffen im Achten und dann heißt es eine Hitzewoche zu überstehen, bevor wir wieder rauffahren!