Auf der Suche nach dem neuen Standort des Obst- und Gemüsehändlers in Nova Bystrice komme ich zufällig an einem kleinen Kerkermuseum im Rathaus vorbei. Keine schöne Vorstellung wie es sich angefühlt haben muss, wenn sich die Zellentüren damals hinter einem geschlossen haben.
Den genauen Platz haben wir, glaub‘ ich, nicht gefunden, dafür einen guten Espresso getrunken und dann ein Eis von schräg vis-a-vis geholt. Zum Abendessen gibt es Pasta mit selbstgemachtem Pesto aus Basilikum aus dem Garten.
Am Montag geht es an die Pielach zum Fliegenfischen. Diesmal fahren wir noch ein Stück weiter stromaufwärts, wo sich der Fluss durch schmale Schluchten schlängelt und das renommierte Gasthaus Kalteis leider Ruhetag hat. Die Sonne brennt vom Himmel, mit den Füßen im kalten Wasser ist es jedoch halbwegs erträglich. Ich versuche meine Fliege vor dem Biss zu kleiner Forellen zu retten und fange trotzdem eine junge Bachforelle, die wir schonend wieder zurücksetzen. Während des Mittagessens im Gasthaus Strohmaier in Hofstetten-Grünau frage ich mich, wer diese seltsamen Skulpturen vor ländlichen Gemeindeämtern erfunden hat und was sie darstellen sollen.
Wir spielen Golf, meine tschechische Heidelbeerdealerin kommt vorbei, daher backe ich eine Heidelbeertarte, unsere liebe Nachbarin schenkt uns eine frisch geerntete Gurke und Tom kocht ein köstliches Paella-ähnliches Gericht. Beim Bahnhof streunt eine rotweiße Katze herum und miaut uns an – ein seltsames Verhalten.
Tags darauf machen wir eine Radtour: Litschau-Schlag-Stankov-Perslak-Nova Bystrice-Haugschlag-Litschau. Schon auf dem Waldweg über die Grenze kommen uns große und kleine Radgruppen entgegen und es geht zu wie auf der Prater Hauptallee. Wo sich der Wald lichtet und sich nach Stankov die Landschaft weitet, bietet sich der Blick auf eine malerische Landschaft mit grünen Wiesen und alten Eichen. Dann führt der Radweg wieder durch den Wald und es geht stetig bergab nach Perslak. Das Restaurant ist derzeit leider nicht geöffnet, daher radeln wir weiter und kaufen uns ein köstliches Panino bei Gino’s. Wir treffen unseren Nachbarn R, der einige Zeit in Nova Bystrice gelebt und sowohl den Besitzer als auch den feschen jungen Kellner kennt und früher als Golf Pro tätig war. Sehr nett!
Am Abend gibt es ein einfaches Essen: Tacos gefüllt mit Faschiertem, Bohnen und Mais.
Die seit Tagen angekündigten Gewitter ziehen in einem großen Bogen an Litschau vorbei, nächtliches Wetterleuchten und Sturm halten mich wach. Das Gras am Golfplatz ist teilweise genauso verbrannt wie bei uns im Garten – sehnsüchtig warten alle auf den Regen.
Abgesehen vom guten, selbstgeröstetem Kaffee, dem tollen Ambiente und dem guten Panino ist ein weiteres Plus von Gino’s Lokal das angeschlossene italienische Geschäft mit Prosciutto, Pancetta und Guanciale, dem Speck aus dem Nacken oder den Backen, unabdingbar für echte Carbonara, die es dann gleich am Abend gibt – mmmmh!
Der nächste Tag startet bewölkt und der Regen verschiebt sich Stunde um Stunde weiter nach hinten. Wir machen einen Ausflug nach Trebon und kommen an den gut besuchten Campingplätzen in Chlum vorbei. Dicht an dicht belegt ist auch der Schattenplatz auf der gegenüberliegenden Weide.
Über steile und enge Stufen geht es auf den Aussichtsturm mit schönem Blick über die Stadt. Im Schlosshof findet gerade eine Hochzeit statt, im Park wird Bogenschießen und Ponyreiten angeboten, über den See fegt ein Ruderboot und dahinter tuckert ein Ausflugsschiff.
Am Nachmittag spaziere ich um den Herrensee – das erste Mal in diesem Urlaub – und frage mich (und später die lokale Litschauer Facebookgruppe) ob es nicht praktisch wäre, wenn man vom neuen Holzsteg im Strandbad über eine Leiter in den See und wieder raus klettern könnte. Von der Gemeinde bekomme ich die erfreuliche Antwort, dass eine Badeleiter nicht nur behördlich vorgeschrieben sondern auch bereits in Auftrag gegeben wurde.
Meine Mama fragt, ob wir mit zum Dorfwirt im Theaterdorf gehen und da sage ich gerne zu. Der ehemalige Koch und Besitzer der Auszeit in Gastern wurde engagiert und ich bin schon sehr gespannt. Die Steaks sind leider von der Karte verschwunden, dafür gibt es neben den Klassikern wie Fritattensuppe oder Schnitzel auch moderne Variationen von Fish & Chips aus Karpfen oder ein Wildragout in sommerlich frischer Soße. Auch die Mohntopfenknödel schmecken sehr gut. Da draußen nichts frei ist, sitzen wir erst drinnen, wechseln dann doch auf die Terrasse bis es bald zu regnen beginnt. Endlich!
Nach mitternächtlichem Blitz und Donner regnet es die ganze Nacht durch und in der Früh hängen tiefe Nebelschwaden über dem Land. In Brand zeigt ein Hirsch sein mächtiges Geweih, der Elektriker in Heidenreichstein hat leider wegen Urlaub geschlossen, Tom probiert beim BIPA die aktuellen Nagellackfarben – so vertreiben wir uns den trüben Vormittag. Beim Hofer treffen wir auf eine Frau mit Dreadlocks und indianisch angehauchten Gewändern und fragen uns – bei der ganzen aktuellen Diskussion über kulturelle Aneignung – ob Wiener dann überhaupt Waldviertler (Schuhe) tragen dürfen?
Zurück in Litschau kaufen wir Geselchtes beim Geitzenauer und Käse beim Käsestand am Bauernmarkt. Beides sehr zu empfehlen.
Zum Abendessen gibt es einen halben Hasen in heller Soße und danach einen ganzen Martini zu James Bond.
Tom ist mit einem Fischerkollegen am Mühlteich verabredet, ich fahre mit dem Rad nach und mache einen kurzen Abstecher zu unseren Schwammerlplätzen – leider vergebens. Am Rückweg ärgere ich mich über ein neues Fahrverbotsschild an einem Waldweg, den ich gerne als Abschneider nehme und durch den man der starkbefahrenen Bundesstraße ausweichen kann. Das passt zu einem aktuellen Bericht über die schwindenden freien Seezugänge an den österreichischen Gewässern. Obwohl man Seen und Wälder frei nutzen darf, wird der Zutritt immer mehr erschwert.
Morgen möchten wir mit R + A zum Golfplatz Monachus in Tschechien und am Mittwoch sind wir bei T + W zum jährlichen Garnelengrillen eingeladen. Schöne Ausblicke in die dritte Urlaubswoche!