Lichtermeer, Zwischenwelt und vor dem nächsten Lockdown

Am Weg ins Büro fahre ich durch die Stadt und besuche die Gedenkstätten des Attentats von letzter Woche. Riesige Lichtermeere erinnern an die Opfer des Anschlags, Fußgänger halten inne und es herrscht eine besondere Stimmung.







Wenn wir unsere abendliche Runde machen ist es meist schon finster und bevor uns der Novemberblues komplett einholt, beschließen wir, einmal früher loszugehen und später noch weiterzuarbeiten. Man glaubt gar nicht, was es für einen Unterschied macht, wenn man noch bei Tageslicht draußen ist. Im MQ sind die Bäume mit Lichterketten geschmückt, aber mit den geschlossenen Lokalen und den wenigen Menschen, die unterwegs sind, wirkt es doch recht verloren und trist. In der KURIER-Stadtredaktion auf der Mariahilfer Straße wird gerade ein Interview aufgezeichnet – leider kann ich nicht erkennen, wer der Interviewte ist.
Zum Abendessen gibt es orientalischen Fisch mit Couscous.








In der Neubaugasse werden weitere Bäume gepflanzt, die Weihnachtsbeleuchtung hängt schon, ist aber noch nicht aufgedreht und auch hier wirkt alles wie in einer seltsamen halb offenen, halb geschlossenen Zwischenwelt.


In Nebel und Dunkelheit fahren wir am Freitag nach Litschau. Unternehmen kann man da nichts mehr, dafür hat man mehr Zeit zum Kochen. Es gibt knusprige Hühnerflügerl mit Fritten und Rahm-Gurken-Salat.

Zeitig in der Früh fährt Tom nach Schönau, wo Besatzfische für die Alte Donau und die March auf den Weg geschickt werden. Danach besorge ich im Lagerhaus ein paar Kartoffelsäcke als Winterschutz für empfindliche Rosen und Töpfe, die draußen bleiben, bevor wieder alles zusperrt und in Hörmanns besuche ich die jungen Pferde auf der Koppel.
Wir werfen ein paar mal die Angel aus und schauen dann in Grießbach an der Hälteranlage der Wathosen-Fischer vorbei, die Saiblinge und Forellen für das kommende Weihnachtsgeschäft in den Becken verteilen.

















Am Feld hinter dem Haus sind Rehe und Elstern auf Futtersuche und genießen ein paar späte Sonnenstrahlen. T + W bringen ein nachträgliches aber umso netteres Geburtstagsgeschenk vorbei – eine praktische Lampe für die Terrasse – und mit C + K verabreden wir uns zum Dämmerfischen am Mühlteich, wo wir mit einem unserer Lieblingswhiskeys auf Toms Geburtstag anstoßen. Alles im Freien mit viel Abstand. Mittlerweile ist dichter Nebel eingefallen und es wird rasch dunkel. 




Vom Hasen von letzter Woche haben wir Filet und Leber eingefroren, die wir uns nun zu Kohlgemüse und frittierten Kartoffelwürfeln braten. Unglaublich zart und köstlich!

Nachdem wir ab nächster Woche wieder in einen strengen Lockdown geschickt und auch die Sportstätten geschlossen werden, wollen wir noch ein paar Löcher Golf spielen. Außer einem einsamen Spaziergänger ist niemand sonst am Platz unterwegs. Wie jedes Jahr sind die beiden Weihnachtskakteen etwas zu früh aufgeblüht, aber trotzdem schön. 

Wir überlegen, ob wir den Lockdown wieder heroben verbringen sollen, da man hier wenigstens in den Garten kann, auch wenn das feuchte Herbstwetter natürlich weniger verlockend als die Zeit im Frühling ist. Jetzt fahren wir erstmals nach Wien zurück und schauen dann weiter. So ein Mist.

 

Autor: freia

Geboren in Wien. Aufgewachsen in Wien und Münchendorf. Lebe in Wien und im Waldviertel.

5 Gedanken zu „Lichtermeer, Zwischenwelt und vor dem nächsten Lockdown“

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