Kurze Tage, langes Wochenende und Karpfen

Dunkel ist es in der Früh auf dem Weg ins Büro, finster am Heimweg am Abend. So gesehen ist es ideal, dass die Adventszeit in den Dezember fällt. Wien hat alle Lichter aufgedreht und ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es ohne der Weihnachtsbeleuchtung wäre. Finster, ganz finster.

Der Christkindlmarkt hat sich gemausert; mit Schaudern erinnere ich mich an frühere Zeiten mit Plastikklumpert und Spielzeugwaffen. Vor dem Rathaus singt ein Chor und wenn die Bühne etwas höher wäre, dann würde man ihn nicht nur hören, sondern auch sehen.

 

In der Bäckerstraße hat eine französische Bäckerei aufgemacht. In den Medien viel gelobt und in Gehweite vom Büro – da bin ich schon dort und kaufe ein Baguette. Sehr gut! Durch die Scheiben sieht man in die Küche und auf die vorbereiteten Teigwürste. Der Andrang ist groß und die Baguettes gehen weg wie die warmen Semmeln. Ha ha!

Am Dienstag fliege ich nach Zürich und schaue vor dem Meeting kurz an den See. Der Ausblick ist wetterbedingt eingeschränkt und der Ententeich im Stadtpark am nächsten Tag ist auch schön.

Wer noch Inspiration für das Weihnachtsmenü sucht: Saibling al saor, Blätterteigtascherln mit geräucherter Gänsebrust und Kalbsnierenbraten – so lautet der heurige Vorschlag im Nachrichtenmagazin Profil. Bei der Produktion und beim anschließenden Verzehr durften wir wieder dabei sein und hielten Weihnachtsgeneralprobe bei C + K. Zum Abschluss tunkten wir Mohnzelten vom Kasses in K’s selbstgemachte Heidelbeermarmelade. Weihnachten kann kommen! 

Am Donnerstag gehen wir über die Judengasse und durch die Ferstlpassage nach Hause. Auf der 2er-Linie kommen wir an den Abbrucharbeiten des ehemaligen Rechenzentrums, des “Glaspalastes”, vorbei. Bei Nacht und eingehüllt in eine Staubwolke arbeiten sich riesige Bagger Stock für Stock vor und es sieht aus wie in einem Science-Fiction-Film.

Auf dem Weg hinauf kommen uns Anhänger voller Weihnachtsbäume auf Ihrer Reise zu den Wiener Verkaufsstellen entgegen.  
Auch sonst dürften alle den Feiertag mit Einkaufen verbringen, denn am See ist kaum wer unterwegs. Der Regen geht in Schneefall über, wir montieren eine kleine Lichterkette an der Regenrinne der Garage und heizen den Ofen ein.

 

Early-Bird-Tom schießt in der Früh ein paar Fotos von zwei Rehen, die im Garten Äpfel naschen. Unter einem unserer Apfelbäume lassen wir das Gras hoch wachsen und daher macht es nichts, wenn die Äpfel dort über den Winter liegen bleiben. Und so fressen sie vielleicht nicht unsere Sträucher und Rosen. Rehdung ist sicherlich auch ein guter Dünger!

 

Nach dem Frühstück fahren wir mit R+A nach Leopoldsdorf Karpfen holen. Die Anbieter unseres Vertrauens stehen an diesem Wochenende von der Früh bis spät in die Nacht in einer Garage und zerlegen, filetieren, schröpfen und vakuumieren unzählige Karpfen-, Zander- und Forellenfilets für Weihnachten. Es ist eine recht blutige Angelegenheit, aber die Qualität ist jedes Jahr top.

Zanderfilets
Forellen
Karpfenfilets vor dem Schröpfen
Die Filets werden feinsäuberlich zugeputzt
Die Finger wurden nicht mitgeschröpft
Das fertige Filet

Am Nachmittag machen wir noch eine Runde durch den Ort bevor am Abend R+A zum Essen kommen. Das Abendrot legt sich wunderschön über Litschau.
Im gusseisernen Topf schmort ein Rehragout, zur Vorspeise gibt es Salat mit Birnen, Nüssen und Blauschimmelkäse und als Dessert Panna Cotta. Das Reh ist vom Fleischhauer (und Jäger) aus dem Ort, nicht aus dem Garten!

“Ich hab dir den Eichelhäher fotografiert”. So begrüßt mich Tom am Sonntag in der Früh. Das Vogelhäuschen schwankt unter dem Gewicht und auch die Amsel ist kugelrund. Unser Futter kommt scheints gut an.

In Hörmanns besorgen wir Tannenreisig und decken damit die Beete ab. So wie es aussieht, feiern wir dieses Jahr heroben und ich möchte am liebsten gleich auch einen Christbaum kaufen fahren. Tom ist das – WIE IMMER – viel zu früh und so überlege ich kurz, ob ich einfach einen aus dem Wald holen soll. Da stehen so süße Bäumchen sehr verlockend herum. Ich glaube, ich warte aber doch lieber bis nächstes Wochenende, wenn wir zum Händler fahren.

Nächste Woche stehen zwei Weihnachtsfeiern im Kalender, mit meiner Schwester treffe ich mich zum letzten Geschenkebesorgen und schön wäre, wenn es vor Weihnachten noch einmal schneien würde.

Autor: freia

Geboren in Wien. Aufgewachsen in Wien und Münchendorf. Lebe in Wien und im Waldviertel.

6 Gedanken zu „Kurze Tage, langes Wochenende und Karpfen“

  1. Wie immer urschöne Fotos. Was sind denn diese roten Sträucher am See? Schauen total schön aus. Und wenn ihr noch viele Äpfel unter Eurem Baum legt wer weiß vielleicht schaut ja dann auch Rudi the rednose vorbei ??? Achja und sehr brav das Embargo eingehalten das wird C & K freuen …

    1. Danke :-). Der mit den roten Zapfen? Das ist ein Essigbaum. Den hatten wir kurz im Garten, aber der hat den Rehen auch geschmeckt … Äpfel gibts noch genug, auch für den Rudi. Hoffentlich hab ich dann die Kamera bereit!

  2. Wunderschöne Fotos, wunderbar zu lesen. Wenn ich keine Waldviertlerin wäre und wüßte wie toll es hier ist, würde ich mir diesen Teil unseres Landes ansehen. Ihre Artikel machen neugierig. Freue mich auf weitere Fotos und Berichte. Ein besinnliches Weihnachtsfest wünscht Martha Rosensteiner.

  3. Jetzt weiß ich endlich, wie Karpfen geschröpft werden!

    Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen ? schöne ansprechende Fotos und nett geschriebene Texte machen mich immer wieder neugierig auf deinen nächsten Wochenbericht.

    1. Und gut, dass sie das erfunden haben! Erinnere mich mit Schrecken an frühere Weihnachtsessen, wo wir die Gräten mühsam aus dem Fisch fitzeln mussten.

      Freu mich immer wieder über deine Kommentare!

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